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„No dancing, no paradise!“ Interview mit Sven Väth & Gregor Tresher

Nach fast zwei Dekaden Funkstille in Sachen Solowerke meldet sich die Techno- und DJ-Legende Sven Väth mit dem neuen Album „Catharsis“ zurück. Wir haben Väth und seinen Produzenten Gregor Tresher zum KEYS-Interview getroffen.

Sven Väth gehört zu den Pionieren der Techno-Kultur und ist als Top-DJ bis heute rund um den Globus unterwegs. Nach dem Album „Fire Works“ von 2003 ist nun mit „Catharsis“ endlich das neueste Solowerk des viel beschäftigten Musikers, DJs und Label-Betreibers erschienen. Zusammen mit seinem Produzenten Gregor Tresher stand Väth uns Rede und Antwort.

KEYS: Was dürfen Väth-Fans von „Catharsis“ erwarten?
Gregor Tresher: Es sind dreizehn Tracks auf dem Album, stilistisch bewegen wir uns im Rahmen des fast kompletten Spektrums der elektronischen Musik.
Von düsteren Techno-Tracks über Elektro bis hin zu Electronica und Ambient sind viele verschiedene Ansätze vertreten. Der Plan war, Svens musikalische Bandbreite als Künstler und DJ abzubilden, und ich denke, das ist uns gut gelungen.

KEYS: Wie kam es zu der beinahe 20-jährigen Schaffenspause?
Sven Väth: Es gab in den letzten 20 Jahren einfach sehr viel zu tun. Mein Fokus lag auf vielen Dingen gleichzeitig: Zum einen war da meine Company in Frankfurt mit den Divisionen Cocoon Booking, Events und der dazugehörigen Schallplattenfirma … Dann galt es auch, eine sehr ambitionierte Event-Serie auf Ibiza zu etablieren. Begleitend dazu kam meine erste Mix-Compilation-Serie auf Cocoon Recordings heraus und es folgten jährlich ausgedehnte Welttourneen. Wir veranstalteten jährlich das „GREEN AND BLUE“-Festival in meiner Heimatstadt Obertshausen und parallel planten wir den CocoonClub in Frankfurt, den wir dann 2004 eröffneten. 2005/2006 sind dann zwei Singles mit Anthony Rother entstanden: „Komm“ und „Springlove“. Und: 2010 hat mein Sohn Liam Tiga das Licht der Welt erblickt und ich wurde nochmals Vater. Ich hatte an alldem einen Riesenspaß!

KEYS: „Catharsis“ ist ja auch ein Jubiläumsalbum auf deinem Label Cocoon. Ist das jetzt als musikalische Autobiografie und Fazit deiner Musikerkarriere zu werten? Ich hoffe doch nicht, dass es dein letztes Soloalbum ist?
Sven: Richtig, „Catharsis“ ist die #50! Und nein, das soll es natürlich nicht gewesen sein, dazu bin ich noch zu jung (lacht). Dennoch habe ich auf diesem Album vieles, was mich in der Vergangenheit musikalisch geprägt hat, einfließen lassen. Es sind auch immer wieder die Reisen und Kulturen, die mich inspirieren. Mit Gregor hat das phänomenal gut gepasst, er ist sehr einfühlsam und
so konnten wir uns kreativ sehr gut verbinden.

KEYS: Zum meinen Favoriten des Albums gehört das ruhige und sehr schön mit Streichern angereicherte „Silvi‘s Dream“. Wie habt ihr die Streicher aufgenommen, und welche Message soll mit dem Song
transportiert werden?

Gregor: Schön, zu hören! „Silvi‘s Dream“ ist im Prinzip ein Lovesong, den Sven seiner Freundin widmet. Sven sind die Lyrics spontan bei einer nächtlichen Jam-Session eingefallen. Wir hatten zuerst nur die Streichermelodie und den Beat, dann kam Sven die Idee für die Lyrics und schließlich auch Melodie für die Vocals in den Sinn. Wir haben das ausgearbeitet und hatten dann den Einfall, die Vocals nochmal mit Streichern zu doppeln, um die Melodie im Mix weiter nach vorne zu holen. Die Streicher kommen alle ursprünglich vom NI Kontakt und sind unter anderem durch einen breiten Chorus noch lebendiger geworden. Der Song ist sehr spontan entstanden und ein gutes Beispiel für die starke Energie, die wir beide während der gesamten Produktion empfunden haben.

KEYS: Eine Katharsis kann als Reinigung seelischer Konflikte und innerer Spannungen verstanden werden. Wie lässt sich das auf das Tanzen und die Tanzfläche übertragen?
Sven: Genau dafür steht „Catharsis“. Ich widme das Album dem Dancefloor. Denn genau da passiert es – no dancing, no paradise! Intensives Tanzen hat etwas Befreiendes und Reinigendes. Ich nehme mal an, dass das schon einige eurer Leser erlebt haben. Generell ist das in vielen Kulturen ein schon seit Jahrhunderten praktiziertes Ritual. In so einer Zeit der Pandemie und der daraus folgenden Isolation wird einem das nochmals bewusst.

KEYS: Tracks wie „The Worm“, „Feiern“ oder „We Are“ sind enorm tanzbar und trotzdem gefühlvoll. Wie bekommt man das bei der Produktion unter einen Hut?
Gregor: Ich denke, dass wir einen ähnlichen Ansatz für den Sound der einzelnen Tracks gefunden haben. Das ist auch einer der Gründe, warum die Idee aufkam, ein komplettes Album zusammen zu produzieren. „Feiern“ war der erste und einzige Track, den wir noch über die Distanz ausgearbeitet hatten. Sven war auf Tour in Indien, ich saß im Studio in Frankfurt. Als die Nummer fertig war, reifte der Gedanke, zusammen im Studio weiterzuarbeiten. „The Worm“ ist definitiv ein Highlight – wir sind sehr glücklich mit dem Track. Der Beat ist extrem reduziert, aber nicht zuletzt deswegen auch so kompromisslos. Wenn im letzten Drittel die verhallten Claps einsetzen, ist das eines der versteckten Highlights des Albums. 

 

Das ganze Interview findest Du in der KEYS 04/2022

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