Interview Ian D'Sa – Billy Talent
Auf Billy Talent ist Verlass. Seit gut zwanzig Jahren versorgen uns die sympathischen Kanadier mit bestens tanzbarem Alternative Rock. Dabei existiert die Band bereits seit 1993 – damals noch unter dem Namen Pezz. Wie viel Nineties-Rock in Billy Talent steckt erzählt uns ihr Gitarrist Ian D'Sa.
Ian, ihr habt uns in den vergangenen zwei Jahre immer wieder mit Singles wie „Forgiveness I + II“ oder „Reckless Life“ und „End Of Me“ beglückt und so hatten wir nie das Gefühl, dass eure letzte Albumveröffentlichung tatsächlich sechs Jahre zurückliegt. Wie kam es zu dieser Vorgehensweise?
Ian D'Sa: Tatsächlich lag es an der Pandemie, dass wir unser Album nicht früher fertiggestellt und rausgebracht haben. So entschieden wir uns dafür einige Songs häppchenweise zu veröffentlichen. Mit den Aufnahmen hatten wir bereits im August 2019 begonnen und wir lassen uns generell gerne Zeit, die Songs reifen zu lassen, damit sie richtig auf den Punkt kommen. Meistens lassen wir uns zwischen den Alben drei bis vier Jahre Zeit. Das hatte auch diesmal sein Gutes: Einige Texte haben sich in dieser langen Aufnahmezeit noch einmal stark verändert. Außerdem haben wir ja auch noch unseren Drummer Aaron [Solowoniuk], der seit 2016 an Multipler Sklerose leidet und dadurch natürlich besonders gefährdet ist, da er zur Risikogruppe gehört. Daher waren Treffen der Band erstmal unmöglich. Aber wir haben auf jeden Fall vor, mit ihm ein paar Songs live zu performen. Aaron ist definitiv ein Bruder für uns und wird immer Teil der Band sein – wir machen seit den frühen Neunzigerjahren zusammen Musik.
Welche Bands haben euch damals inspiriert, selbst eine Band zu gründen?
Es ist verrückt, dass wir seit 28 Jahren zusammen Musik machen. Zu Beginn meiner Karriere haben mich Soundgarden mit ihrem Album Badmotorfinger stark beeinflusst. Für die gesamte Band hingegen waren eher Rage Against The Machine prägend. Ich glaube wir haben ihr komplettes Debüt-Album nachgespielt, als das damals rauskam. Darüber hinaus gab es auch Bands wie Weezer, die unser Songwriting beeinflussten. Wichtig waren für uns auch Drive Like Jehu, Pavement, Flaming Lips, Reverend Horton Heat, Buffalo Tom, Rocket From The Crypt oder Uncle Tupelo. Diese Einflüsse waren in unseren ersten Aufnahmen noch mehr rauszuhören. Wir haben uns erst Anfang der 2000er in Billy Talent umbenannt, da wir uns erst dort auf den Stil festgelegt haben, der etwas heavier und heute für uns charakteristisch ist.
Das ist ja eine fantastische Bandbreite, die Du da aufzählst. Ohne von eurer starken neuen Scheibe „Crisis Of Faith“ abzulenken: Sind eure alten Alben noch verfügbar?
Ich könnte für die guitar-Leser mal einen Abend lang DJ spielen und lauter Songs von diesen Bands auflegen! (lacht) Ja, wir haben unser Album „Watoosh“, welches ursprünglich 1999 erschien, nochmal aufgelegt. Und Du lenkst im übrigen gar nicht von dem Album ab, denn wir haben einen Song auf Crisis of Faith, der dem Ninetees-Rock gewidmet ist. Den Song „End Of Me“ haben wir nämlich mit Rivers Cuomo, dem Sänger von Weezer, aufgenommen. Es ist unsere allererste Kooperation mit einem Musiker aus einer anderen Band und wir sind mächtig stolz darauf – Rivers ist ein echter Held für uns.
„End Of Me“ ist wirklich eine interessante Single. Einerseits klingt sie nach lässigem 90s-Rock, andererseits sind das Intro und vor allem das Solo total von Jimi Hendrix inspiriert, oder?
Du wirst lachen, ich nannte den Song zuerst auch „Hendrix Weezer“. Denn irgendwie assoziierte ich das alles beides mit der Gitarrenmelodie des Songs. Zum Glück fand ich noch das passende Fuzz-Pedal, um dem Song im Refrain den nötigen Schub zu geben und alles in einen Billy-Talent-Song zu verpacken.
Der Song „Reckless Life“ hat ein ähnlich fettes Riff wie euer Klassiker „Devil In A Midnight Mass“. Überhaupt hast Du ein Händchen für tolle Fuzz-Sounds. Was sind hier Deine Lieblings-Pedale?
Prinzipiell sind die Crispy-Chicken-Tele – eine Fender American Vintage 1952 Reissue Telecaster – und mein 1962er Tremolux Amp die Basis für das Songwriting im Studio. Dieser Sound läuft immer auf jedem Track komplett durch und ich reichere mein Signal hier und da mit gewissen Texturen an. Für die fetteren Sounds verwende ich gerne noch ein paar crunchende Amps wie Marshalls, Wizards oder Hiwatt-Topteile, die ich mit Fuzz-Pedalen etwas anbooste anstatt den Grundsound des Amps mit der Fuzz-Zerre völlig zu übersteuern.
Meine wichtigsten Fuzz Pedale sind die Zvex Fuzz Factory und ein Zvex Wooly Mammoth Fuzz, die ich seit gut zwanzig Jahren verwende. Seit unserem Song „Devil In A Midnight Mass“ sind diese beiden Zvex-Pedale meine erste Wahl für fette Fuzz-Sounds und somit besteht die Ähnlichkeit zu „Reckless Life“ nicht ohne Grund. Andererseits schätze ich auch die Electro Harmonix Big-Muff-Pedale aus der „Ram's Head“-Ära und natürlich das Prescription Electronics Experience Fuzz, welches ich bei der aktuellen Platte auf dem Song „End Of Me“ einsetzte. Ich mag es, wenn Pedale mich überraschen und unvorhergesehene Sounds entstehen, das klappt besonders gut bei Zvex-Fuzz-Pedalen. Auch verwende ich gerne Fuzz Pedale für die Bass-Spuren unserer Aufnahmen, wie etwa das Malekko Bassmaster Pedal, welches auf dem legendären Maestro Bass Brass Master basiert.
Text: Philipp Opitz
Das ganze Interview könnt ihr in guitar 02/22 nachlesen:
https://ppvmedien.de/Guitar-02-2022-Printausgabe-oder-E-Paper
Tags: E-Gitarre